WP18-20: Ogier auf dem Sprung zum Polen-Sieg

Sebastien Ogier nimmt die Schlussetappe der Rallye Polen mit einer Minute Vorsprung auf Andreas Mikkelsen in Angriff - Thierry Neuville (Hyundai) neuer Dritter

(Motorsport-Total.com) - Weltmeister Sebastien Ogier kann die letzte Nacht vor der endgültigen Entscheidung im Kampf um den Sieg bei der Rallye Polen beruhigt angehen. Der Franzose wird die vier abschließenden Wertungsprüfungen der Rallye mit einem Vorsprung von einer Minute auf seinen Volkswagen-Teamkollegen Andreas Mikkelsen unter die Räder nehmen. Der Norweger hatte auf WP19 mit massiven Bremsproblemen zu kämpfen und verlor allein auf dieser Prüfung mehr als eine halbe Minute auf Ogier.

Titel-Bild zur News: Sebastien Ogier

Sebastien Ogier fliegt in Polen dem Sieg entgegen, einzig das Wetter fürchtet er Zoom

Zwei der drei Bestzeiten am Samstagabend schnappte sich Jari-Matti Latvala, die letzte ging an Spitzenreiter Ogier. Im Kampf um Platz drei zog der besten aufgelegte Thierry Neuville auf WP18 an seinem Hyundai-Teamkollegen Juho Hänninen vorbei. Spätestens zu diesem Zeitpunkt bahnte sich ein spannender Dreikampf um den letzten Podestplatz an, bei dem neben den beiden Hyundai-Fahrern auch M-Sport-Routinier Hirvonen mitmischt.

Der angekündigte Regen traf am frühen Samstagabend zwar über dem Service-Park in Nikolaiken ein, die im Hinterland gelegenen Prüfungen blieben aber weitestgehend trocken. Auf WP18, der zweiten Überfahrt der 15,76 Kilometer langen "Babki"-Prüfung, markierte der weit zurückgefallene Latvala im dritten Volkswagen die Bestzeit vor seinen beiden Teamkollegen Ogier und Mikkelsen. Während dem Finnen im Gesamtklassement der Rallye trotzdem noch eine halbe Minute auf Landsmann Hirvonen fehlte, legte der Weltmeister aus Frankreich bei dieser Gelegenheit weitere drei Sekunden zwischen sich und seinen Verfolger aus Norwegen.

Auf WP19 galt es schließlich, die 35 Kilometer von "Goldap" ein zweites Mal an diesem Tag zu absolvieren. Bei der ersten Überfahrt hatte es auf dieser Prüfung reichlich Dramen gegeben. So crashten am Vormittag der auf Rang drei liegende Mads Östberg (Citroen) und der um eine Top-10-Platzierung kämpfende Elfyan Evans (M-Sport-Ford). Es war auch die Prüfung, auf der sich Latvala seinen spektakulär anzusehenden Schaden an der Front zufügte, der ihn im weiteren Verlauf der Rallye weit zurückfallen ließ.

Die abendliche Überfahrt von "Goldap" verlief vor allem für den Zweitplatzierten Mikkelsen dramatisch. Latvala holte sich seine zweite Bestzeit in Folge, während Mikkelsen als Neuntschnellster mehr als eine halbe Minute hinter dem Zweitschnellsten Ogier einlief. Der Norweger war mit seinem Latein am Ende.

Mikkelsen ohne Bremse ohne Chance

"Keine Bremsen, keine Bremsen! Es ist nicht einfach, wenn du aufs Pedal trittst und dieses bis zum Bodenblech durchfällt - ganz besonders auf einer schnellen Prüfung wieder dieser. Glücklicherweise haben wir einen guten Vorsprung auf die Verfolger", so der jüngste der drei Volkswagen-Piloten enttäuscht.

Im Kampf um Platz drei brachte sich Hirvonen derweil in die Verfolgerrolle des Drittplatzierten Neuville. Der Finne ließ seinen Landsmann Hänninen hinter sich, weil dieser mit dem Einlenkverhalten seines Hyundai i20 WRC kämpfte.

Den Abschluss der dritten Etappe bildete wie schon an den beiden Tagen zuvor die im Stadion von Nikolaiken ausgetragene Superspecial über lediglich 2,5 Kilometer (WP20). Erneut gingen die WRC-Asse im Paarlauf auf die Strecke. Diesmal aber präsentierte sich die Piste nicht staubtrocken, sondern dank der Regenfälle vom frühen Abend feucht.

Thierry Neuville

Hyundai-Pilot Thierry Neuville fuhr am Samstag von Platz zehn auf drei nach vorn Zoom

Die Bestzeit bei den schwierigen Bedingungen markierte Ogier mit einer Zeit von 1:48,8 Minuten im direkten Duell gegen Mikkelsen. "Es war ein richtig guter Tag, ein wichtiger Schritt in Richtung Sieg. Sollten sich die Bedingungen aber noch einmal verschlechtern, müssen wir auf der Hut sein. Immerhin habe ich jetzt einen Vorsprung", so der Spitzenreiter zufrieden. An der Reihenfolge in den Top 10 änderte sich auf WP20 nichts mehr.

Neuville setzte sich im Stadionduell gegen Teamkollege Hayden Paddon durch. "Ich finde, wir hatten einen unglaublichen Tag. Sobald die Bremsen gewechselt waren, konnte ich voll angreifen. Morgen wird Mikko vermutlich Druck machen, aber ich bin vorbereitet", versichert der Belgier, nachdem er sich im Verlauf der zehn Samstagsprüfungen von Rang zehn auf drei vorn gearbeitet hatte.

Der angesprochene Hirvonen teilt Neuvilles Meinung: "Ich glaube, ein Podestplatz liegt für mich in Reichweite", so der finnische M-Sport-Pilot, nachdem er sein Stadionduell gegen Landsmann Hänninen gewonnen hatte. Der Hyundai-Pilot hingegen wird sich am Sonntag der Angriffe von Verfolger Latvala erwehren müssen. Der Volkswagen-Pilot lauert nach seinem starken Comeback nur 0,4 Sekunden dahinter.

Am Sonntag, dem Schlusstag der Rallye Polen, stehen den Piloten noch vier Prüfungen über insgesamt knapp 50 Kilometer bevor. Darunter befindet sich noch einmal die Superspecial in Nikolaiken (WP23) sowie natürlich die abschließende Power-Stage (WP24), auf der es Bonuspunkte für die WM-Gesamtwertung zu gewinnen gibt.

Gesamtwertung nach 20 von 24 Wertungsprüfungen (Top 10):

01. Sebastien Ogier (Volkswagen) - 2:08:47,3 Stunden
02. Andreas Mikkelsen (Volkswagen) +1:01,8 Minuten
03. Thierry Neuville (Hyundai) +2:20,5
04. Mikko Hirvonen (Ford) +2:31,2
05. Juho Hänninen (Hyundai) +2:45,2
06. Jari-Matti Latvala (Volkswagen) +2:45,6
07. Hayden Paddon (Hyundai) +4;10,3
08. Henning Solberg (Ford) +4:29,5
09. Kris Meeke (Citroen) +4:33,0
10. Martin Prokop (Ford) +5:18,6