Disqualifikation, Permit-Entzug, Berufung: Folgen des Leuchter-Crashs

Das mutmaßliche Revanchefoul von Benjamin Leuchter führt zur Disqualifikation und damit Meisterschaftsverlust - Team will in Berufung gehen

(Motorsport-Total.com) - Die Strafe hat er bereits erwartet und sie fällt so hart aus, wie es von außen zu erwarten war. Benjamin "Benni" Leuchter und sein Team Max Kruse Racing werden vom 55. ADAC Barbarossapreis disqualifiziert. Zudem wird Leuchter das DMSB Permit Nordschleife (DPN) entzogen.

Titel-Bild zur News: Für Benjamin Leuchter hat die Szene mit Michele di Martino wie erwartet ein Nachspiel

Für Benjamin Leuchter hat die Szene mit Michele di Martino wie erwartet ein Nachspiel Zoom

Das Team will in Berufung gehen, was keine große Überraschung ist. Nur aufgrund der aufschiebenden Wirkung kann Leuchter am Saisonfinale teilnehmen. Damit ist davon auszugehen, dass die Porsche Endurance Trophy Nürburgring (PETN) in der Klasse Cup2 in diesem Jahr vor dem Sportgericht des Deutschen Motor Sport Bundes in Frankfurt entschieden wird.

Der Einspruch muss offiziell innerhalb von 96 Stunden eingelegt werden. Bisher gibt es lediglich den "Intend to Appeal", also die Absicht, Berufung einzulegen. Sollte der Einspruch zurückgezogen werden, könnte Leuchter nicht am Finale teilnehmen.

Die Begründung der Sportkommissare lautet: "Die Fahrzeuge waren Ende der Start/Zielgeraden gleichauf, wo es zu einer Berührung kam. Im Bereich der AMG-Arena folgten weitere Berührungen, wobei die #100 [der Porsche 911 GT3 Cup von Leuchter] einen Aufhängungsschaden davontrug. Die #112 [der Porsche von di Martino] bekam eine Wagenlänge Vorsprung und wurde eingangs Turn 4 von der #100 in die Seite getroffen."

Die Situation ist deshalb so folgenschwer, weil "DNF", also Ausfall, und "DSQ", also Disqualifikation, im Ergebnis völlig unterschiedliche Auswirkungen haben. Während ein "DNF" als Streichresultat herangezogen werden kann, ist dies bei einer "DSQ" nicht möglich.

Sollte es bei der Disqualifikation bleiben, was angesichts der Eindeutigkeit der Bilder als sehr wahrscheinlich gelten darf, würde also ein "Nuller" in die Wertung von Leuchter und Nicholas "Nico" Otto eingehen. Damit wäre der Titel in der PETN verloren.

Weiterer Ärger droht durch Paragraph 8.10 des PETN-Reglements: "Je nach Schwere des Vergehens [...] behält sich der Serienveranstalter das Recht vor, den Fahrer, das Team und/oder die Startnummer von der Jahreswertung auszuschließen und damit alle Preisgelder zu streichen." Es geht also auch um viel Geld, denn die Cup2 ist in der PETN-Wertung mit 26.000, 21.000, 16.500, 14.500 und 12.000 Euro für die ersten fünf Plätze dotiert.

Di Martino: War wohl nicht Bennis Tag

Während Leuchter noch während des Rennens im Interview sein Bedauern ausdrückte, sprach Motorsport-Total.com mit seinem Unfallgegner Michele di Martino. Dieser wurde zum unerwarteten Helfer seiner KKrämer-Teamkollegen Moritz Kranz und Christopher Brück, denen nun die Tür zum PETN-Titel offen steht, obwohl Leuchter/Otto eigentlich schon so gut wie durch waren.

Dass er die Situation bewusst provoziert habe, bestreitet er. "Man hat sich [im Team] sicher über den Ausgang gefreut. Die Teamkollegen haben es umgesetzt und die maximale Punktzahl geholt", so der ehemalige SP9-Pilot.

"Das war sicherlich der optimale Verlauf für uns, auch wenn wir es uns so natürlich nicht gewünscht haben. Die anderen haben sich selbst in die Situation gebracht, die für uns günstig ist, ohne dass wir etwas dafür tun mussten."

"Die anderen haben sich selbst in die Situation gebracht, die für uns günstig ist, ohne dass wir etwas dafür tun mussten." Michele di Martino

"Die Fernsehbilder waren mehr als deutlich. Es gab eine gewisse Respektlosigkeit im Umgang miteinander, die nicht von mir ausging. Es gab mehrere Berührungen, bei denen er sich das Auto beschädigt hat. Bis zum Abflug war es tolles GT-Racing".

Den Respekt vor Leuchter hat er nicht verloren: "Ich halte Benni für einen sehr guten und fairen Sportsmann. Aber heute war nicht sein Tag." Eine Vorgeschichte der Situation aus früheren Rennen ist nicht bekannt.

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