Marquez vs. Mir und Oliveira: Mir hinterfragt Entscheidung der Stewards

Marquez im Jerez-Sprint auf Aufholjagd nach Sturz: Kollision mit Joan Mir, Beinahe-Kollision mit Miguel Oliveira - Was die Beteiligten sagen

(Motorsport-Total.com) - Auf dem Circuito de Jerez im Süden Spaniens ging es am Samstag drunter und drüber. Der Sprint des MotoGP-Wochenendes zum Spanien-Grand-Prix 2024 war ein regelrechtes Demolition-Derby, bei dem 15 der 25 gestarteten Piloten zu Sturz kamen. Einige von ihnen konnten die Fahrt nach ihrem Sturz fortsetzen. Sie gehörten zu den 16 Piloten, die nach zwölf Runden die Zielflagge sahen.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez, Joan Mir

Die Szene in Kurve 13 zwischen Marc Marquez und Joan Mir Zoom

Einer derer, die nach Sturz noch ins Ziel kamen, ist Marc Marquez. Der Gresini-Ducati-Pilot hatte in der siebten Runde die Führung übernommen, weil Spitzenreiter Jorge Martin (Pramac-Ducati) in der Carmelo-Ezpeleta-Kurve (Kurve 7) einen Fehler machte. In der Angel-Nieto-Kurve (Kurve 9) setzte sich Marquez dann innen neben Martin und übernahm die Führung.

Von da an war es nicht Marquez, der Martin jagte, sondern umgekehrt. In der neunten Runde aber stürzte Marquez in eben dieser Kurve 9, wo zwei Umläufe zuvor die Spitze übernommen hatte. Martin bekam somit die Führung zurück. Dreieinhalb Runden später hatte der Pramac-Ducati-Pilot seinen ersten Sprint-Sieg 2024 in der Tasche.

Für Marquez hingegen war es auch nach seinem Sturz noch ein turbulentes Rennen. Im Zuge seiner Aufholjagd kollidierte er in der Jorge-Lorenzo-Kurve (Kurve 13) mit seinem letztjährigen Honda-Teamkollegen Joan Mir. Es war keine Kollision der beiden Motorräder, sondern Marquez fuhr Mir beim Anbremsen der Kurve ans Bein.

Für dieses Manöver verhängten die MotoGP-Rennkommissare eine Strafe. Marquez musste eine Position auf der Strecke zurückgeben. Begründung der Kommissare: "Unverantwortliches Fahren". Profiteur davon war allerdings nicht Mir, sondern Miguel Oliveira (Trackhouse-Aprilia). Oliveira wiederum war der nächste, gegen den Marquez ein ähnliches Manöver zeigte wie gegen Mir. Die Szene mit Oliveira spielte sich in der letzten Runde in Kurve 8 ab.

Joan Mir hinterfragt Entscheidung der Kommissare

Nach dem Sprint äußert sich Joan Mir alles andere als angetan. Mehr noch als Fahrweise von Marc Marquez stößt dem MotoGP-Weltmeister von 2020 das Verhalten der Rennkommissare sauer auf.

Joan Mir

Joan Mir erinnert sich an Portimao im vorigen Jahr und schüttelt den Kopf Zoom

"Marc kam in der letzten Kurve angeschossen, berührte mich und drängte mich von der Strecke. Somit habe ich alle Positionen wieder verloren", berichtet Mir und weiter: "Sein Überholmanöver danach gegen Miguel war genau das Gleiche. Als Strafe musste er eine Position zurückgeben. Das war alles."

Woran sich Mir stört, das ist die Inkonstanz in den Entscheidungen. "Die letzte Strafe, die ich bekommen habe, war damals in Portimao [2023] im Sprint. Es war genau das Gleiche. Ich war im Duell mit Fabio [Quartararo]. Beim Bremsen rutschte mir das Vorderrad weg, ich habe Fabio angefahren und er hat ein paar Positionen verloren. Ich selber bin damals gestürzt und bekam für das Rennen am Sonntag eine doppelte Long-Lap-Penalty."

"Diesmal", so Mir weiter, "ist [Marquez] nicht gestürzt. Aber er hat mich getroffen und von der Linie gedrückt. Ich habe vier Positionen verloren, aber er musste sich nur eine Position zurückfallen lassen. Das ist es, was ich verstehen will."

"Ich bin nicht sauer über das Manöver von Marc", stellt Mir klar. "Er hätte einfach noch drei Sekunden länger warten können. Dann hätten wir beide die Kurve durchfahren und er hätte mich auf der Geraden überholen können. Was ich aber unglaublich finde, das ist wie solche Dinge bewertet werden und wie unregelmäßig [die Kommissare] mit ihren Strafen sind. Das ist unfassbar."

Marc Marquez akzeptiert Schuld und Strafe für Mir-Zwischenfall

Und was sagt Marc Marquez zur Szene in Kurve 13? "Ich wollte Mir auf saubere Art und Weise überholen. Dann aber löste er die Bremse, zog nach innen und wir haben uns berührt. Ja, es war meine Schuld, aber man muss das Ganze verstehen. In diesem Fall wollte Mir nicht nachgeben und ich habe meine Bremse nicht stark genug gelöst, um ihn vollständig überholen zu können", so der Gresini-Pilot.

Marc Marquez

Marc Marquez schildert den Zwischenfall mit Mir aus seiner Sicht Zoom

"Die Strafe akzeptiere ich", sagt Marquez und bezeichnet das Zurückfallenlassen um eine Position auf der Strecke als "eine gute Strafe seitens der Kommissare". Und nachdem es auf der Strecke Miguel Oliveira war, der von Marquez' Zurückfallenlassen profitierte, kam es in Kurve 8 der letzten Runde zur engen Szene zwischen diesen beiden Piloten.

Als Marquez nach dem Sprint befragt wird, ob er mit kontrollierter Aggressivität unterwegs gewesen sei oder aber ein bisschen über dem Limit, antwortet er: "Nicht viel. Es gab eine Berührung mit Mir." Nachgefragt, was mit Oliveira war, antwortet Marquez: "Ähnlich, aber ohne Berührung. Das war etwas anderes."

Miguel Oliveira berichtet von Unterhaltung mit Marquez

Und was sagt Oliveira? Der Trackhouse-Pilot berichtet: "Ich bin zu [Marquez] hingegangen und habe zu ihm gesagt: 'So wie du überholst, stichst du einfach innen rein und löst dann die Bremse. Wenn der Fahrer auf der Außenbahn seine Linie hält, dann triffst du ihn. Und wenn du ihn triffst, dann drückst du ihn nach außen.'"

Miguel Oliveira

Miguel Oliveira hat mit Marc Marquez das Gespräch gesucht Zoom

"Darauf kam seine Antwort", so Oliveira weiter mit Verweis auf seine Unterhaltung mit Marquez: "Er sagte zu mir: 'Ja, ich muss so überholen. Eine andere Option zum Überholen bietet sich mir nicht.' Tja, ich selber kann dazu nur sagen, wenn das so ist, dann ist das so. Dann müssen sich eben die Kommissare damit befassen."

Nachsatz von Oliveira in Bezug auf Marquez: "Dass er mich in dieser Szene ohne Berührung überholt hat, das lag nur daran, weil ich mein Motorrad aufgerichtet habe."

Marc Marquez erklärt seinen Sturz in Führung liegend

Was Marc Marquez betrifft, so hatte der Samstag in Jerez für ihn eigentlich richtig gut begonnen. Im Qualifying am Vormittag fuhr er erstmals in seiner noch kurzen Zeit als Ducati-Fahrer auf die Pole. Der Sturz in Kurve 9 passierte ihm in Führung liegend. Ins Ziel kam er nach dem Sturz sowie den Zwischenfällen mit Joan Mir und Miguel Oliveira auf P7.

Weil aber einige Stunden nach der Zieldurchfahrt noch mehrere Reifendruck-Strafen ausgesprochen wurden, ist Marquez im offiziellen Endergebnis des kurzen Samstagsrennens auf P6 nach vorn gerückt. Miguel Oliveira ist auf P8 nach vorn gerückt. Joan Mir ist auf P9 nach vorn gerückt und bekommt somit den letzten WM-Punkt.

"Das Gute ist, dass es für mich alles in allem ein richtig guter Tag war", sagt Marquez. "Leider habe ich im Rennen den Job nicht zu Ende gebracht. Den schwierigsten Teil des Rennens habe ich gemeistert, aber im einfachsten Teil des Rennens bin ich gestürzt."

Seinen Sturz in Kurve 9 in Führung liegend führt der Gresini-Pilot auf einen feuchten Fleck auf dem Asphalt zurück: "Ehrlich gesagt war mir während des ganzen Rennens überhaupt nicht bewusst, dass es dort eine feuchte Stelle gibt. Ich habe am Eingang der Kurve ein paar feuchte Stellen gesehen, aber nicht am Ausgang."

"In der Runde, in der ich gestürzt bin", so Marquez weiter, "habe ich ein bisschen früher gebremst und habe ein bisschen mehr Speed durch die Kurve mitgenommen. Ich fuhr vielleicht zehn Zentimeter versetzt im Vergleich zu vorher. Ehrlich gesagt kann ich gar nicht sagen, ob ich in den Runden zuvor innen oder außen an der feuchten Stelle vorbeigefahren bin. Als mir dann das Vorderrad weggerutscht ist, konnte ich es leider nicht mehr einfangen."

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