Randy Krummenacher beschreibt: Wie sich die MotoE für den Fahrer anfühlt

Vom Elektromotor und der Balance trotz des höheren Gewichts zeigt sich Randy Krummenacher beeindruckt - Wie er die MotoE und ein Superbike vergleicht

(Motorsport-Total.com) - Randy Krummenacher kehrte in der Saison 2023 wieder ins Grand-Prix-Fahrerlager zurück. Der Schweizer übernahm bei IntactGP das MotoE-Motorrad seines Landsmanns Dominique Aegerter. Schon beim ersten Rennen in Le Mans fuhr der "Krummenator" als Dritter auf das Podest.

Titel-Bild zur News: Randy Krummenacher

Randy Krummenacher war in der MotoE von Beginn an schnell Zoom

Es folgte ein zweiter Platz auf dem Sachsenring, ein dritter Platz in Assen und ein Sieg in Silverstone. Mit 167 WM-Punkten schloss Krummenacher die MotoE-Saison schließlich auf dem fünften Platz ab. Er war damit der beste Rookie.

2023 war die erste MotoE-Saison mit dem neuen Ducati-Motorrad V21L. "Es war ein Motorrad, dass ich sofort gut verstanden habe", sagt Krummenacher im Gespräch mit Motorsport-Total.com und lobt die Ingenieure: "Ducati hat eine riesen Leistung vollbracht."

"Man spürt das ganze Know-how, weil das Motorrad extrem gut funktioniert. Es fühlt sich wie ein richtiges Rennmotorrad an. Es hat schon etwas die Charakteristik von einem Superbike, aber das funktioniert unheimlich gut."

"Klar, die Rundenzeit sieht nicht so schnell aus, weil wir einfach 50 Kilogramm mehr herumschleppen als ein normales Superbike. Aber das Fahrgefühl ist super gut. Der Spaßfaktor ist 100 Prozent."

Nach seiner Zeit in der Moto2 fuhr Krummenacher einige Jahre in der Supersport-WM und wurde 2019 Weltmeister. 2017 bestritt er fast die komplette Saison in der Superbike-WM. Er kann die MotoE mit Supersportlern und Superbikes vergleichen.

"Man muss [gedanklich] umswitchen", geht der 33-Jährige ins Detail. "Der Elektromotor ist so extrem sauber. Das ist alles programmiert. Von dem her muss man dem Motor extrem vertrauen. Man muss ordentlich am Gas ziehen."

"Das muss man auch beim Superbike mit der Traktionskontrolle und so weiter so. Aber man hat [beim Superbike] trotzdem den Charakter des Motors, der niemals so linear und sauber sein kann wie der Elektromotor."

Randy Krummenacher

Die MotoE-Rennen sind in der Regel hart umkämpft Zoom

"Bei der MotoE hat man extreme Power, die so sauber ist. Dieser muss man vertrauen. Das ist ein großer Unterschied. Negativ ist einfach, dass das Ganze je nach Strecke nach sechs bis zehn Runden wieder vorbei ist. Ich fahre extrem gerne Motorrad, aber damit habe ich etwas Mühe."

Höheres Gewicht und fehlender Sound: Was "Krummi" dazu sagt

Der Elektromotor wiegt 21 Kilogramm. Ducati gibt die Leistung mit 150 PS an. Es sind Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 275 km/h möglich. Das Batteriepaket wiegt 110 Kilogramm. Insgesamt bringt die V21L 225 Kilogramm auf die Waage.

Zum Vergleich beträgt das Mindestgewicht in der Superbike-WM 168 Kilogramm. Merkt man in der MotoE beim Fahren dieses zusätzliche Gewicht? "Nein, nicht wirklich", sagt Krummenacher. "Sie haben das sehr gut ausbalanciert."

"Der Reifenverschleiß ist relativ hoch, weil wir nur wenige Runden fahren. Aber wir haben wirklich extrem gute Reifen von Michelin. Als Rennfahrer ist es ein Traum, Reifen auf solch hohem Niveau zu fahren."

Kritiker der Elektromotorräder führen den fehlenden Motorsound ins Feld. Wenn am Samstag die beiden MotoE-Rennen stattfinden, fehlt das klassische Röhren der Verbrennerklassen. Auf den Tribünen sind die Elektromotorräder kaum zu hören.

Randy Krummenacher

In Silverstone eroberte der Schweizer seinen einzigen Saisonsieg Zoom

Wie ist das aus Fahrersicht? "Das war nur beim ersten Testtag in Jerez eine Umgewöhnung, weil man plötzlich den Wind rauschen hört. Man riecht die Reifen", schildert der Schweizer. "Aber nach einem Tag hat man sich daran gewöhnt."

"Ich weiß, dass wir extrem viel Kritik haben. Aber im Endeffekt ist es ein Motorradrennen auf extrem hohen Niveau. Von dem her passt das so für mich." Die MotoE bietet in den kurzen Rennen viel Action. Da alle mit dem gleichen Motorrad fahren, gibt es kaum Unterschiede im Feld.

"Man muss ganz klar verstehen, wie das Motorrad vom Set-up her dastehen muss. Das kommt dann auch auf den Fahrer an, wie groß und wie schwer er ist", sagt Krummenacher. "Wir haben da eine gute Basis für mich gefunden."

IntactGP belegte mit ihm und Hector Garzo den zweiten Platz der Teamwertung. In der kommenden Saison fährt das deutsche Team mit Lukas Tulovic. Als zweiter Fahrer bleibt Garzo an Board. Krummenacher sieht seine Zukunft in der Langstrecken-WM EWC.