• 06.07.2014 22:18

  • von Klaus Bachler

Klaus-Bachler-Kolumne: Mit Webber in Silverstone

Konrad-Pilot Klaus Bachler berichtet von hohem Besuch beim Porsche Mobil 1 Supercup in Silverstone und erklärt, warum auch Daten manchmal nicht weiterhelfen

Titel-Bild zur News: Mark Webber beim Porsche-Supercup

Mark Webber war an diesem Wochenende in Silverstone bei uns zu Gast Zoom

Hallo Leute,

ich heiße Klaus Bachler, bin Rennfahrer und starte in diesem Jahr im Porsche Mobil 1 Supercup. Diese Serie wird im Rahmen der Formel 1 ausgetragen. Was ich in der Welt von Ecclestone und Co. so erlebe, erfahrt ihr in meiner Kolumne auf Motorsport-total.com.

Am Wochenende bin ich im britischen Silverstone gefahren. Und was erwartet man, wenn man in England fährt? Regen. Genau. Den hatten wir am Samstagmorgen bis zu unserem Qualifying. Die Strecke war nass und irgendwie kam mal wieder alles anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Dazu müsst ihr wissen: Ich liebe eine akribische Vorbereitung. Wenn ich zu einer Rennstrecke fahre, schaue ich mir vorher immer die Daten an.

In Silverstone waren wir nicht testen, deshalb griff ich auf die Vorjahresdaten zurück. Daten - was heißt das überhaupt? Wir zeichnen ja an unserem Fahrzeug alles auf. Bin ich ein paar Runden gefahren, steckt ein Ingenieur das Notebook an und er kann zum Beispiel genau sehen, an welcher Stelle auf der Strecke ich wie stark gebremst habe. In Wirklichkeit werden tausende von Daten aufgezeichnet, aber ich schaue mir meist drei Dinge an: Lenkwinkel, Gaspedal und Bremse. Die werden auf meinem Rechner als Kurven oder Diagramme dargestellt.

Am Lenkwinkel sieht man, wie stark ich einlenke. Am Gaspedal kann ich ablesen, ob ich zu früh beschleunige oder zu spät. Die Bremsdaten geben mir eine Rückmeldung, ob ich zum Beispiel anders bremse als meine Teamkollegen. Werden die bunten Kurven übereinander gelegt, kann ich mir stundenlang den Kopf darüber zerbrechen, was ich noch besser machen kann.

Jeder Rennfahrer beschäftigt sich mit den Daten. Manche mehr, manche weniger. Ich gehöre sicher zu denen, die gern darüber brüten, denn ich habe im Langstreckensport gemerkt, dass dies ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg sein kann. Apropos Langstreckensport. In Silverstone kam Porsche-Werksfahrer Mark Webber bei uns im Fahrerlager vorbei.


Fotos: Porsche-Supercup in Silverstone


Wir konnten kurz mit ihm sprechen und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der diesjährige Einsatz in Le Mans uns verbindet. Ich bin ja ganz woanders gefahren als er, und ich weiß auch nicht, ob er mitbekommen hat, dass ich in unserer Klasse mit Porsche als Zweiter auf dem Podium stand. Auf jeden Fall war er total nett und wir haben ein wenig gequatscht.

Natürlich hätte ich auch gern in Silverstone mit Top-Ergebnissen auf mich aufmerksam gemacht, aber am Ende wurde es Platz sieben. Das Problem: Wenn man von weiter hinter startet - bei mir P9 - wird man bei 25 Startern auch eher in Dinge auf der Strecke verwickelt. Mir fuhr ein Fahrer ins Heck, da wäre ich beinahe abgeflogen. Dann bekam mein Auto nochmal einen Stoß, ich wurde in den Kies gedrückt, verlor drei Plätze und musste mich mit meinem demolierten Fahrzeug mühsam nach vorne arbeiten. Da nützt einem auch der ganze Datenkram nichts, wenn das Glück nicht mitspielt.

Vielleicht ist es auch so, dass ich mittlerweile ein Daten-Freak geworden bin. Das kommt auch durch die Auto-Tests, die ich manchmal mache. Denn um ein Auto zu entwickeln, muss man als Fahrer ganz exakte Rückmeldungen geben, damit Verbesserungen vorgenommen werden können. Das kann ich eigentlich recht gut. Zumindest haben mir das viele Leute gesagt.

Klaus Bachler

In Silverstone war mir das Glück diesmal leider nicht hold... Zoom

Ich überlege, ob ich mich bei meinen nächsten Rennen mal wieder mehr auf mein Bauchgefühl verlassen sollte. Wenn sich vom 18. bis 20. Juli in Hockenheim die Aufmerksamkeit auf unseren Hollywood-Gaststarter Patrick Dempsey richtet, liege ich vielleicht hinterm Truck im Liegestuhl. Oder sitze doch vor meinen Daten. Hm, weiß ich noch nicht so genau. Ihr werdet es hier erfahren.

Bis dann,
Euer Klaus