Juan Pablo Montoya: Habe Ralf Schumacher "mental zerstört"

Juan Pablo Montoya lobt seinen ehemaligen Teamkollegen Ralf Schumacher und erklärt gleichzeitig, warum er seiner Meinung nach trotzdem häufig die Nase vorne

(Motorsport-Total.com) - Ralf Schumacher und Juan Pablo Montoya sind die erfolgreichsten Williams-Piloten dieses Jahrtausends. Zehn der elf Grand-Prix-Siege, die der Traditionsrennstall seit der Jahrtausendwende holte, gingen auf das Konto dieses Duos.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya und Ralf Schumacher

Juan Pablo Montoya und Ralf Schumacher fuhren vier Jahre gemeinsam für Williams Zoom

Schumacher triumphierte dabei sechsmal für Williams, Montoya viermal. Und obwohl der Kolumbianer im internen Teamduell der beiden zwischen 2001 und 2004 in der WM in vier Jahren dreimal die Nase vorne hatte, lobt er Schumacher im Podcast Beyond the Grid über den Klee.

"Ralf war so gut", berichtet er dort und erklärt, dass der "Speed" des Deutschen ihm zu Beginn seiner Zeit in der Formel 1 große Schwierigkeiten bereitet habe. "Er war so schnell. Er hat so lange mit mir gespielt. Es war so nervig, es war so hart", erinnert sich Montoya.

Dazu muss man wissen, dass der Kolumbianer 2001 als Formel-1-Rookie zu Williams kam, während Teamkollege Schumacher bereits in sein drittes Williams-Jahr und sogar seine insgesamt fünfte Saison in der Königsklasse ging.

Schumacher-Speed "frustrierend" für Montoya

"Die Dinge, die er in einer Runde mit einem Auto anstellen konnte, das war unglaublich", erinnert sich Montoya, der ein Jahr zuvor immerhin das Indy 500 und 1999 den Titel in der CART-Serie gewinnen konnte und damit im Motorsport keinesfalls ein unbeschriebenes Blatt war.

Doch womöglich gerade deshalb gesteht Montoya, dass es "frustrierend" gewesen sei, dass er am Anfang nicht mit dem Deutschen mithalten konnte. Tatsächlich gewann Schumacher in der besagten Saison 2001 drei Rennen und wurde am Ende des Jahres WM-Vierter.

Montoya kam "nur" auf einen Sieg und Rang sechs in der WM. Und gerade auf einer Runde war Schumacher zu Beginn des Jahres regelmäßig schneller als sein Teamkollege. Erst beim sechsten Saisonrennen in Spielberg konnte Montoya Schumacher im Qualifying erstmals schlagen.

In den folgenden Jahre kippte das Kräfteverhältnis allerdings etwas, was laut Montoya aber nichts mit dem reinen Speed zu tun hatte. Schumacher habe ein anderes "Problem" gehabt, so der Kolumbianer, der behauptet: "Ich habe ihn mental zerstört."

Montoya: Musste ein "Arschloch" auf der Strecke sein

"Heutzutage, mit den sozialen Medien und allem, sind die Teamkollegen beste Freunde, gehen zusammen essen und spielen zusammen Paddle. Zu meiner Zeit hat man mit niemandem geredet", erklärt Montoya, der betont, dass das Paddock damals "sehr feindselig" gewesen sei.

"Ich habe mit Fernando [Alonso] geredet und tue es immer noch. Und manchmal mit Rubens [Barrichello] und Massa [Felipe]. Und das war's", so der Kolumbianer, der über seine Beziehung zu Schumacher verrät: "Wir redeten nie wirklich miteinander."

Montoya erklärt, wenn man als Rennfahrer "nett" zu einem anderen Piloten sei, "ist es schwer, [auf der Strecke] ein Arschloch zu sein. Und es ist schwer, ein Manöver zu fahren, bei dem man den anderen von der Strecke drückt, wenn man ihn mag."

Ralf Schumacher, Juan Pablo Montoya und Rubens Barrichello jubeln zusammen auf dem Formel-1-Podium

Ralf Schumacher und Juan Pablo Montoya waren Teamkollegen, aber keine Freunde Zoom

Diese Lektion habe er in seiner Zeit vor der Formel 1 in Amerika gelernt. Teambesitzer Chip Ganassi, für den er im Jahr 2000 das Indianapolis 500 gewann, habe ihn einmal kritisiert, weil er auf der Strecke nicht hart genug gegen einen anderen Piloten gefahren sei.

Auch Schumacher wollte keine Freundschaft mit Montoya

"Er wurde sauer auf mich und sagte: 'Wenn du Freunde willst, bring sie mit. Du bist nicht hier, um Freunde zu finden.' Und das ist wahr", betont Montoya, der daher kein Interesse daran hatte, eine Freundschaft zu Schumacher aufzubauen - was übrigens auf Gegenseitigkeit beruhte.

"Ich habe meine Teamkollegen nie gemocht", verriet auch Schumacher selbst bereits vor einiger Zeit im Podcast Formula For Success und erklärte dort: "Der Teamkollege war immer der Erste, den man schlagen musste."

Nach der Saison 2004 trennten sich die Wege von Schumacher und Montoya schließlich. Der Deutsche wechselte 2005 zu Toyota, Montoya zu McLaren. Schumacher fuhr noch bis Ende 2007 in der Königsklasse, Montoya verabschiedete sich bereits Mitte 2006 zurück in Richtung Amerika.

Einen Formel-1-WM-Titel konnten beide nie gewinnen, doch neben Montoya hat auch Ex-Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost in einem Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de bereits vor einiger Zeit verraten, dass Schumacher "vom Talent her auf alle Fälle" das Zeug dazu gehabt hätte.

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