Honda und Alonso wiedervereint: "Frustration überwunden"

Knapp zehn Jahre nach dem unsäglichen Kapitel bei McLaren-Honda, fährt Fernando Alonso 2026 wieder mit Honda - gibt es deshalb Probleme?

(Motorsport-Total.com) - Ob ihm dieser "GP2-Engine" wohl nochmal um die Ohren fliegt? Mit Fernando Alonsos Vertragsverlängerung bei Aston Martin bis mindestens Ende 2026 steht auch fest, dass es zur Wiedervereinigung des zweifachen Weltmeisters mit Honda kommen wird.

Titel-Bild zur News: Düstere McLaren-Zeit: Alonso hat an Honda viele schlechte Erinnerungen

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Zur Erinnerung: An den zunächst nicht wettbewerbsfähigen Aggregaten der Japaner verzweifelte Alonso seinerzeit bei McLaren. Legendär, wie ihm ausgerechnet beim Honda-Heimspiel in Suzuka 2015 der Kragen platzte und er den schwachen Motor am Funk als "GP2-Engine" beschimpfte.

Doch böses Blut gibt es fast ein Jahrzehnt später keines mehr, weder der Motorenhersteller noch Alonso wollen in der Sache nachtragend sein:

"Als ich von 2015 bis 2017 mit ihm zusammengearbeitet habe, war es eine sehr schwierige Situation für ihn und fürs Team. Es war eine extrem frustrierende Phase in unserer Geschichte und es gab Zeiten, da war unsere Beziehung angespannt", erklärt Koji Watanabe, Präsident von Honda Racing, gegenüber motorsport.com.

"Aber ich denke, wir sind stärker geworden, weil wir die Frustration überwunden haben. Alonso war seitdem auch sehr aktiv. Ich bin froh, dass wir diese schmerzhafte Erfahrung gemeinsam überstanden haben und nun wieder gemeinsam für Siege kämpfen", sagt Watanabe, der Aston Martins Ambitionen mit Honda unterstreicht: "Ich hoffe, dass wir den Titel anpeilen und zusammen gewinnen können."

Erste Gespräche mit Alonso habe er bereits Ende 2023 geführt, als durch den Deal mit Aston Martin klar war, dass es in Zukunft wieder zu einer Zusammenarbeit kommen könnte, wie Watanabe verrät: "Ich habe mit ihm in Las Vegas gesprochen, da hatte er seinen nächsten Vertrag aber noch nicht entschieden."

Dabei sei es zunächst nur ein kurzer Austausch gewesen, als die Honda-Vertreter gerade mit Teamchef Mike Krack redeten. "Er sagte: 'Viel Glück' und 'wenn wir wieder die Chance haben, dann lasst uns zusammen Rennen fahren'. Wir haben wirklich nur ein paar Worte miteinander gewechselt", erinnert sich der Japaner.

Gibt es diesmal mehr Grund zum Anstoßen für Watanabe und Alonso?

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Honda: Kein Veto gegen Alonso

Ob der ehemals schwierigen Beziehung hat Watanabe keine Bedenken: "Wir haben wegen der Partnerschaft ab 2026 viele Gespräche mit Aston Martin geführt. Dabei haben wir auch unsere Gedanken bezüglich Fahrern ausgetauscht und das Verständnis zwischen und war, dass Alonso ein Fahrer der Spitzenklasse ist", sagt der Honda-Boss.

Watanabe gibt zu: "Aston Martin hat uns gefragt, ob es von Honda irgendwelche Probleme gäbe, wenn sie Alonsos Vertrag verlängern." Die Thematik sei mehrmals behandelt worden, "aber Honda hat diesbezüglich keine Anstalten gemacht. Generell sollte es bei der Fahrerdiskussion darum gehen, was wir brauchen, um zu gewinnen - und genau in diesem Kontext hat das Team die Verlängerung mit Alonso beschlossen."

Auch der Spanier selbst sieht in der erneuten Zusammenarbeit mit Honda kein Problem, ganz im Gegenteil: "Honda ist ein Hersteller, der so viel Erfolg in der Formel 1 hat, und nicht nur da, einfach in der Welt des Motorsports, dass sie immer eine Firma waren, die ich respektiere", sagt der 42-Jährige.


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Samurai Alonso: Fan der japanischen Kultur

"Es hat für uns nicht funktioniert, in den Jahren als sie wieder frisch in den Sport kamen. Aber direkt danach haben sie alle Probleme beseitigt und aktuell dominieren sie den Sport", so Alonso mit Blick auf Hondas drei WM-Titel in Folge mit Red-Bull-Pilot Max Verstappen: "Sie waren die letzten Jahre Weltmeister, das ist also schon mal eine sehr starke Basis für 2026."

Doch Alonso ist auch überzeugt von den Strukturen dahinter: "Sie haben in Sakura die Kapazitäten, etwas wirklich Schönes zu bauen. Ich habe Sakura 2014, 2015 und 2016 besucht. Im Moment noch nicht wieder, aber ich weiß, dass sie dort wirklich sehr motiviert sind", sagt der Spanier und spricht für beide Seiten von einer "Win-Win-Situation".

Außerdem outet sich Alonso einmal mehr als großer Japan-Fan: "Ich respektiere die japanische Kultur sehr, wie die meisten wahrscheinlich wissen. Wir waren ja gerade erst in Japan, ein spezielles Rennen, bei dem ich immer mit einem speziellen Helm fahre. Ich habe ein Samurai-Tattoo auf meinem Rücken. Es gab also schon immer viele Verbindungen zu Japan."

Selbst in Indy scheiterte Alonso an Honda

Selbst in Indy scheiterte Alonso an Honda Zoom

Alonso: "Honda dominiert den Sport"

"Es ist spannend, nach meinen Erfahrungen mit McLaren-Honda und auch dem IndyCar, können wir jetzt wieder zusammenarbeiten. Für mich ist das eine wahre Freude", streut Alonso den Japanern Rosen. "Wie gesagt, ich habe eine große Liebe für Japan und die Dinge, die sie dort tun."

"Das Level an Disziplin und Hingabe, das sie haben, ist einfach ein anderes Niveau, ganz generell in Japan - aber das wirkt sich natürlich auch auf Honda aus. Ich habe auch mit Toyota zusammengearbeitet im Langstreckensport und ich bin mit dieser Art Disziplin wohlvertraut."

Im Angesicht der nahenden Regeländerungen meint Alonso: "Natürlich ist es ein Trip ins Unbekannte, aber wenn ich vom Gefühl her ein Projekt wählen müsste, dann wäre es unseres, auch unseren Motor und Antrieb."

Fernando Alonsos erste Zeit mit Honda war kein Erfolg

Fernando Alonsos erste Zeit mit Honda war kein Erfolg Zoom

"Einerseits, weil sie den Sport dominieren - sie haben momentan einen sehr starken Motor im Red Bull und im AlphaTauri. Andererseits, weil sie mit dem neuen Sprit und den neuen Regeln alle Werkzeuge zur Verfügung haben, um erfolgreich zu sein. Das ist mein Gefühl", so Alonso, der deshalb folgerichtig seine Unterschrift unter ein neues Arbeitspapier mit Aston-Martin-Honda gesetzt hat.