• 14.05.2014 19:14

Schell: Die WEC überstrahlt die ELMS nicht

Julien Schell, Fahrer und Teamchef von ELMS-Neuling Pegasus, freut sich über seine Rückkehr in die ELMS und die bevorstehenden 24 Stunden von Le Mans

(Motorsport-Total.com) - Pegasus ist einer der Neulinge in der diesjährigen European Le Mans Series (ELMS), aber Langstreckenrennen sind für das Team nichts neues. Trotz eines etwas enttäuschenden Resultats im ersten Rennen in Silverstone, bleibt Fahrer und Teamchef Julien Schell im Hinblick auf die restliche Saison 2014 zuversichtlich.

Titel-Bild zur News: Julien Schell Niki Leutwiler

Julien Schell und Niki Leutwiler nehmen für Pegasus diese Saison an der ELMS teil Zoom

Der Franzose ist voller Enthusiasmus und Tatendrang und weiß, dass beim zweiten Saisonrennen in Imola in Sachen Setup und Team noch immer eine Menge Arbeit erledigt werden muss. Imola ist eine Strecke, die das Team gut kennt, nachdem man in der Formula Le Mans (FLM) dort 2011 den zweiten Platz erreicht hatte.

Frage: "Ist Pegasus ein neues Team in der ELMS?"
Julien Schell: "Das Team ist in diesem Jahr ein Neuling in der ELMS, aber als solches ist es nicht neu, denn wir haben bereits an Langstreckenrennen der Le-Mans-Series-Ära teilgenommen, bevor die Meisterschaft ihren Relaunch erfuhr. Wir nahmen an den Saisons 2009 und 2010 teil, bevor wir 2011 den Fahrer- und Team-Titel in der FLM gewannen."

"2012 hatten wir sogar einen Startplatz für Le Mans, den wir allerdings nicht einnehmen konnten, da unser Budget zu klein war. Es war im Endeffekt eine gute Entscheidung, denn die Meisterschaft ging in die Hose. Gemessen an unseren vergangenen Erfahrungen, sind wir mit einem der beiden besten Autos des Feldes in die LMP2 gekommen, denn wir wollten ein Auto, das eine gute Leistung liefern und gewinnen kann."

"Die ELMS muss weiterhin wachsen, denn je größer sie wird, desto besser ist es für alle." Julien Schell

"Es hat in Le Mans und in der Meisterschaft gewonnen und wir haben die Unterstützung von Onroak, die sehr hilfreich und erfolgreich sind. Es war eine sehr bedachte Wahl, die wir Mitte des vergangenen Jahres getroffen haben. Wir haben uns mit Nicolas Leutwiller, meinem Partner und Teamkollegen, einem Programm verschrieben, das mindestens drei Jahre dauern wird. Unser dritter Teamkollege ist Jonathan Coleman.

Schell freut sich über Rückkehr

Frage: "Warum ELMS?"
Schell: "Wir waren bereits seit 2005 an Sportwagen-Prototypen interessiert, denn das ist die populärste Disziplin in Langstreckenrennen. Wir entschieden uns, in die ELMS zurückzukehren, weil es eine finanziell machbare, freundliche und einladende Meisterschaft ist."

Frage: "Du gehörst also zu den Leuten, die sich über die Rückkehr der Serie freuen?"
Schell: "Absolut. Ehrlich gesagt hatte ich nicht erwartet, dass die ELMS, wegen der neuen Weltmeisterschaft, so gut ankommen würde. Ich dachte, dass die WEC die Lücke füllen würde, und dass diese zwei Meisterschaften nicht zusammen existieren könnten. Einige Teams denken, dass die WEC die ELMS überstrahlt, aber tatsächlich arbeiten die beiden sehr gut zusammen. Die ELMS muss weiterhin wachsen, denn je größer sie wird, desto besser ist es für alle."

Frage: "2014 nehmen 42 Autos an der ELMS teil. Wie läuft es für Pegasus?"
Schell: "Wir waren zwei Jahre nicht gefahren und bei den Tests in Le Castellet trafen wir viele Konkurrenten, die wir nicht kannten. Wir haben uns orientiert und sind wieder zu dem Team zurückgekehrt, mit dem wir auch zuvor gearbeitet hatten. Wir sind ein Familienteam, das mein Vater 1998 gegründet hat. Viele Leute, die uns folgen, sind Freunde, Motorsportprofis, und wir stehen uns alle sehr nahe. Wir wollen dieses Gefühl gerne aufrechterhalten."

"Die Tests in Le Castellet waren ziemlich gut, denn es war das erste Mal, dass wir wieder auf der Strecke waren, und wir trafen all die Schlüsselfiguren der Meisterschaft und die Organisatoren. Soweit es unsere Konkurrenten angeht, gibt es eine Menge GT-Autos und eine Menge Verkehr, aber es gibt sehr viele gute Fahrer und die Konkurrenz ist hart."

Frage: "Wie lief euer erstes Rennen in Silverstone am 19. April?"
Schell: "Ich war in Silverstone wegen des Verkehrs etwas besorgt, besonders wegen der vielen Autos auf der Strecke, aber wir waren ziemlich gut vorbereitet und im Hinblick auf unser Auto zuversichtlich, den es läuft wirklich gut. Was die Fahrer angeht, fahre ich mit zwei Neulingen, die aus dem Prototypen-Bereich kommen, aber noch nicht viel Erfahrung mit GTs haben."


ELMS in Silverstone

"Unser oberstes Ziel war es daher zu lernen, wie man im Verkehr und gegen Autos aus verschiedenen Klassen im gleichen Feld fährt. Im Hinblick darauf lief das Rennen ziemlich gut. Silverstone hat außerdem unsere Entscheidung, auf den Morgan zu setzen, bestätigt. Seine Performance ist wirklich gut und er ist zuverlässig. Wir hatten nur gegen Ende der Stints ein bisschen Untersteuern, was mit den Reifentemperaturen zusammenhing."

"Außerdem brauchen wir bei unseren Fahrerwechseln noch etwas Feintuning, denn wir sind unterschiedlich groß und durch das Anpassen unserer Sitze haben wir etwas Zeit verloren. Wir sind ausgeschieden, weil uns der Sprit ausging. Strategisch ist das nicht gut, aber wir haben eine Menge gute Arbeit geleistet, die uns in der Zukunft noch hilfreich sein wird. Wir sind zuversichtlich für den zweiten Lauf der Saison, der auf einer Strecke stattfindet, die das Team gut kennt."

Viele Aufgaben

Frage: "Du bist Fahrer, Manager und Besitzer von Pegasus. Wie bekommst du das unter einen Hut?"
Schell: "Es ist ein signifikanter Vorteil, denn dadurch weiß man alles, was mit dem Team zusammenhängt, und alle die harte Arbeit, die erledigt werden muss, damit das Team funktioniert, zu schätzen. Man muss Budgets, Fahrer und ein Auto finden, einen Deal mit einem Konstrukteur aushandeln und wissen, wie man ein Team führt, und wie man fährt."

"Manchmal ist das kompliziert, aber ich liebe es, denn ich mag es, in allen Bereichen des Managements effektiv zu sein. Trotzdem bringt es auch Limitierungen mit sich, denn es ist nicht möglich, in jedem Bereich auf dem höchsten Level zu agieren. Momentan funktioniert es gut, aber an dem Tag, an dem es mit mir als Fahrer bergab geht, werde ich den Weg für einen anderen freimachen und zusammen mit den anderen in der Box bleiben."

"Ich mag es, diesen Überblick zu haben, den andere Fahrer, in dieser Serie oder einer anderen, nicht zwingend haben. Sie sind sich der ganzen Arbeit, die vom Team erledigt werden muss, damit es am Rennen teilnehmen kann, nicht unbedingt bewusst. Zum Beispiel das Wissen, über das man verfügen muss, um all den Ansprüchen der Organisatoren gerecht zu werden. Es ist ein großer Job, besonders in den Top-Serien wie der ELMS."

"Ich mag es, diesen Überblick zu haben, den andere Fahrer nicht zwingend haben." Julien Schell

Frage: "Wenn wir über Langstreckenrennen sprechen, dann denken wir natürlich an die 24 Stunden von Le Mans..."
Schell: "Nachdem wir die Chance bekommen haben, in der ELMS zu fahren, war es unser Hauptziel, uns selbst so zu organisieren, damit wir an den 24 Stunden von Le Mans teilnehmen können, an der WEC momentan aber nicht."

"Wir haben eine Bewerbung eingereicht, wussten aber, dass wir unser Ziel dieses Jahr nicht unbedingt erreichen würden. Wie wir gesehen haben, wurden alle Nachrücker berücksichtigt, was eine sehr gute Nachricht für uns ist. Jetzt bereiten wir uns darauf vor und das Rennen in Imola wird ein Teil dieser Vorbereitung sein."