• 25.06.2014 10:08

  • von Roman Wittemeier

Le-Mans-Sieger Lotterer: So feiern Helden

Nach seinem dritten Le-Mans-Triumph gab es für Andre Lotterer kaum Ruhephasen: Die Party in Frankreich, der nächste Rennsieg in Belgien und die Ziele in Japan

(Motorsport-Total.com) - Andre Lotterer, Benoit Treluyer und Marcel Fässler haben vor zehn Tagen zum dritten Mal die 24 Stunden von Le Mans gewonnen. Das erfolgreiche Trio brachte den Audi R18 e-tron quattro mit der Startnummer 2 sauber über insgesamt 379 Runden (rund 5.160 Kilometer) und hatte im Ziel drei Runden Vorsprung auf das Schwesterauto von Kristensen/di Grassi/Gene. "Für mich war dieser Sieg etwas ganz Besonderes", sagt Lotterer im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: Marcel Fässler, Benoit Treluyer

Dritter Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans: Andre Lotterer genießt das Podium Zoom

"Er war unter anderem auch deshalb so besonders, weil es der erste Le-Mans-Sieg unserer Mannschaft war, bei dem ich die Zieldurchfahrt in der Box erleben durfte - bei den beiden Erfolgen zuvor saß ich am Ende immer im Auto", erklärt der gebürtige Duisburger, der den Audi für die letzten beiden Stints am Sonntagnachmittag an Benoit Treluyer übergeben hatte. "An der Box habe ich die Emotionen mal so richtig miterleben dürfen. Es war herrlich, Benoit vor seinen heimischen Fans über die Ziellinie fahren zu sehen."

Der Audi-Sieg kam angesichts der Stärke von Toyota und Porsche sowie der durch das Reglement implizierten Nachteile für den R18 (2MJ-Hybridklasse) überraschend. Entsprechend ausgelassen wurde im Lager der Ingolstädter gefeiert. "Man hat nach dem Sieg ein festes Programm. Es geht zunächst hinauf auf das Podium, für mich das schönste Siegerpodest der Welt", so Lotterer. "Dann folgt die Pressekonferenz und dann der Hammer."

Der Audi-Chor singt: So sehen Sieger aus

"Wir können von der Pressekonferenz eine Treppe direkt hinunter in das Teamzelt hinter Box nehmen. Dort kommen wir dann mit Champagner und Pokalen die paar Stufen herunter zum Team", schildert Lotterer einen hoch emotionalen Moment nach harter Arbeit über 24 Stunden. "Da stehen dann alle Mechaniker und Ingenieure und singen zusammen: 'So sehen Sieger aus, so sehen Sieger aus'. Das ist unfassbar, da läuft es einem kalt den Rücken runter."

Lotterer McNish

Kurzer Smalltalk auf der Treppe der Sieger: Andre Lotterer und Allan McNish Zoom

"Anschließend gab es etwas zu essen in der Hospitality, danach ging es weiter zu einer weiteren Audi-Location an der Strecke, wo mit allen Teammitgliedern und vielen Helfern aus dem Hintergrund richtig gefeiert wurde. Ben, Marcel und ich waren wirklich ganz gut dabei", schmunzelt der Deutsche, der für seine "Hero-Stints" in Le Mans bekannt ist. "Es ist erstaunlich, aber selbst nach einem solch harten 24-Stunden-Rennen kommt für das Feiern noch irgendwo neue Energie her."

"Jacky Ickx hat mich persönlich angerufen und mir zum Sieg gratuliert. Das hat mir wirklich sehr viel bedeutet", blickt Lotterer auf eine ganz besondere der zahlreichen Gratulationen zurück. Siegen heißt Feiern - aber auch weitere Arbeit. "Nach Le Mans hatte ich nur eine kurze Pause. Es gab erste Fotosessions, einen Besuch in Ingolstadt und einige Interviews. Das hat viel Spaß gemacht. Anschließend konnte ich kurz bei meiner Mutter in Belgien durchatmen, dann ging es sofort wieder um Racing."

Lotterer auch im Audi R8 erfolgreich

"Zur Vorbereitung auf das 24-Stunden-Rennen in Spa habe ich an den Rennen zur French-GT-Tour im Audi R8 von WRT teilgenommen", sagt der Allrounder. "Im ersten Rennen habe ich mich auf Platz zwei liegend nach einer Safety-Car-Phase in Eau Rouge gedreht - nicht so lustig. Interessant war aber, dass Ben eine Runde später genau das gleiche passiert ist. Es lag daran, dass der R8 weniger Abtrieb als der R18 hat. Die Reifendrücke gehen viel mehr in den Keller und kommen dort viel langsamer wieder raus."


Porsches Kampfansage: Wartet auf 2015!

"Das war eine wichtige Erfahrung. Zum Glück hat mich der Kollege Treluyer mit dieser Erfahrung nicht allein gelassen", scherzt Lotterer, der seinen Fehler schnell abhaken konnte. "Das zweite Rennen haben Enzo Ide und ich gewonnen. Das war herrlich. Der Enzo ist wirklich gut betucht und kann sich quasi alles kaufen. Aber einen solchen Sieg gibt's nicht in einem Laden. Ihn an seinem 23. Geburtstag auf dem Siegerpodest so emotional zu sehen, das hatte schon was."

"Für mich geht es jetzt mit Reisen nach Neckarsulm und Goodwood weiter", sagt der Deutsche, der beim "Festival of Speed" in Goodwood neben dem Sieger-R18 unter anderem einen historischen IMSA-Audi bewegen wird. "Anschließend habe ich ganz kurz frei, dann geht es wieder in Richtung Japan. Am zweiten Juli-Wochenende fahre ich wieder mit der Super Formula in Fuji. Ich liege in der Gesamtwertung knapp hinter meinem Audi-Kollegen Loic Duval. Ich muss also Boden gutmachen. Das wird lustig."